Freitag, 23. Oktober 2009

Die Flusssysteme des Schwarzwalds


Der Schwarzwald wird nach allen Himmelsrichtungen hin von zahlreichen Flüssen entwässert. Für eine gewisse Systematik ist es hilfreich, dass durch einen Teil des Schwarzwalds die europäische Hauptwasserscheide Nordsee - Schwarzes Meer verläuft.

Eine erste Unterteilung kann somit entlang dieser Wasserscheide erfolgen. Auf der einen Seite der Wasserscheide befindet sich das sogenannte rhenanische Flusssystem, auf der anderen Seite befindet sich das danubische Flusssystem. Das rhenanische System umfasst den Rhein und alle Flüsse, die in den Rhein münden. Das danubische System umfasst die Donau und ihre Nebenflüsse.

Beide Systeme unterscheiden sich stark voneinander. Das rhenanische System hat mit dem Oberrheingraben (100 bis 200 Meter ü NN) eine sehr tiefe Erosionsbasis sehr nahe am Schwarzwald. Dies führt zu einer hohen Reliefenergie und einer daraus folgenden starken Abtragung der Gesteinschichten mit steilen und tiefen Tälern. Das danubische System ist ein im Vergleich zum rhenanischen System sehr altes Flusssystem mit einem gleichmäßigen und über 2800 Kilometer langen Verlauf bis zur Erosionsbasis Schwarzes Meer. Dies führt zu flachen, relativ wenig eingetieften Tälern. Somit unterscheiden sich die Landschaften des rhenanischen und des danubischen Schwarzwalds stark voneinander.

Von unserem Zeitverständnis als Menschen aus betrachtet ändert sich an den Flusssystemen im Schwarzwald nichts. Das täuscht jedoch. In geologischer Zeitrechnung gibt es gravierende und schnell ablaufende Veränderungen. Das rhenanische System ist das aktivere der beiden Systeme. Es hat eine größere Energie und verschiebt seinen Einzugsbereich ständig zu Lasten des danubischen Systems. Das erfolgt nicht immer langsam und gleichmäßig. Bis zum Ende der letzten Eiszeit vor 10000 Jahren (also in erdgeschichtlicher Sicht gerade erst gestern) floss das Wasser des Feldbergs noch zur Donau. Dann hat sich die Wutach, ein Seitenfluss des Rheins, von Süden her einen Canon gegraben und bei Blumberg das Donauwasser angezapft. In den folgenden Jahren hat die Wutach ihren Canon bis nach Neustadt/Schwarzwald hin ausgeweitet.

Beim rhenanischen System kann man noch eine weitere Unterteilung vornehmen. Es gibt die Flüsse, die in den Neckar, einen Seitenfluss des Rheins, münden und die Flüsse, die direkt in den Rhein münden. Auch diese beiden Subsysteme haben eine unterschiedliche Reliefenergie. Die Reliefenergie des Neckarsystems ist kleiner als die Energie der direkt zum Oberrheingraben fließenden Flüsse. Denn der Neckar muss einen langen und umwegigen Weg bis zum Oberrheingraben bei Mannheim zurücklegen.

Betrachtet man die Namen der Flüsse, fällt auf, dass zwei Namen doppelt vorkommen. Es gibt eine Alb ganz im Norden des Schwarzwalds, die bei Bad Herrenalb entspringt und bei Karlsruhe in den Rhein mündet. Eine Alb gibt es auch ganz im Süden des Schwarzwalds. Dieser Fluss fließt durch St. Blasien und mündet bei Albbruck in den Hochrhein. Die Gutach im mittleren Schwarzwald ist ein Seitenfluss der Kinzig. Sie kommt von den Triberger Wasserfällen und mündet bei Hausach in die Kinzig. Die Gutach ist jedoch auch ein Fluss im Südschwarzwald. So wird der Oberlauf der Wutach vom Titisee bis unterhalb von Neustadt genannt.

Brigach und Breg sind die beiden Quellflüsse der Donau. Würm, Nagold, Enz, Glatt und Eschach fließen zum Neckar. Und Wutach, Alb (zweimal), Murg, Rench, Acher, Kinzig, Wolfach, Schiltach, Gutach (zweimal), Elz, Dreisam, Schwarza, Schlücht, Steina, Wiese, Kander und Wehra fließen direkt zum Rhein.

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